Im Detail
Das Naturschutzgebiet Kohlplattenschlag liegt im trockenen Hardtwald am Rande der Niederterrasse. In der Eiszeit haben sich Kies und Sand im Rheingraben abgelagert. Die Sande und Kiese stehen in so ausgewogener Schichtungen, dass für ein Kieswerk ideale Voraussetzungen gegeben waren. Der Genehmigung für eine Kiesgrube wollte die Geschichtspunkt der Planung eines "künstlichen Naturschutzgebietes" zustimmen, um den Eingriff in der Hardtwald auszugleichen. Hier sollte ein Gebiet entstehen, in dem sich alle ökologischen Vorgänge vollziehen können, die anderswo aufgrund der zahlreichen Störungen durch den Menschen nicht mehr ablaufen können. Dies gilt besonders im Hinblick auf die Empfindlichkeit bedrohter Tierarten.
Daher darf die Entwicklung durch andere Nutzungen nicht beeinträchtigt werden. Baden, Jagd, Fischerei- und Angelsport, etc. wurde im Hinblick auf diese ökologische Zielsetzung ausgeschlossen. Um zu gewährleisten, dass der See ausschließlich der Naturbeobachtung und der Durchführung wissenschaftlicher Versuche dient, wurde das gesamte Gelände durch Einzäunung gegen jegliches Betreten gesichert. Unter diesen Bedingungen konnte die Genehmigung schließlich erteilt werden. Mit dem Kiesabbau wurde im Herbst 1974 begonnen. Am 25.Juli 1984 wurde die Fläche mit einer Größe von ca. 49 ha und einer Wasserfläche von inzwischen ca. 32 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Kiesbau ist seit dem 31.März 1994 beendet. Die restlichen Gestaltungsmaßnahmen wurden anschließend nach den Vorstellungen der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege von der Betreiberfirma durchgeführt.
Anhand der gegebenen Verhältnisse und der bisher gewonnen Untersuchungsergebnisse gilt das Sekundärbiotop und Naturschutzgebiet Kohlplattenschlag als einzigartig und modellhaft für die Oberrheinebene. Es soll in seiner jetzigen Form erhalten und weiterentwickelt werden und ausschließlich den Belangen der Natur- und Artenschutzes dienen. Lediglich im westlichen Randbereich wurde eine Schutzpflanzung mit Gehölzen notwendig, um rasch eine optische Einbindung der Kiesgrube in den bestehenden Waldbestand und einen Sichtschutz zu erreichen. Alle andere Flächen, so auch die geschütteten Dämme in den Randbereichen, werden der natürlichen Entwicklung überlassen. Dadurch wird nach und nach der erwünschte Sichtschutz gewährleistet. Die aufkommende Brombeere sorgt für ein undurchdringliches Dickicht und schützt vor ungebetenen Besuchern. In der Wasserfläche haben sich neben ausgedehnten Schilfbeständen der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) und der gefährdete Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) angesiedelt. Im Verlandungsbereich ist diesem Röhricht wasserseitig stellenweise ein Schwimmpflanzengürtel mit der gefährdeten Seekanne (Nymphoides peltata) vorgelagert. Auf den zeitweise überschwemmten Flächen haben sich verschiedene Binsenarten und der Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) ausgebreitet. Am nassen und wechselfeuchten Uferrand bietet der breite und zum Teil dichte Weidenbestand ein kontrastreiches Bild zum umliegenden Kiefernmischwald.
In den einzelnen Abbauabschnitten wurden die ökologisch so bedeutenden Flachwasserzonen, Kiesinseln, Lagunen, etc. in unterschiedlicher Höhenlage ausgebildet, damit sowohl in trockenen als auch in nassen Jahren der jeweils richtige Brutstandort vorhanden ist. Durch die Gestaltung von Ringgrabensystemen in den Flachwasserbereichen wurde eine ausreichende Durchlüftung des Wasserkörpers gewährleistet. Vögel, Insekten und Amphibien finden in den flachen Uferböschungen und den dort entstandenen Schilfzonen einen Lebensraum. Durch die Gestaltung von Kleinböschungen mit südlicher Ausrichtung wurden Lebensräume für trockenheitsliebende Insektenarten geschaffen.
Wenn Sie mehr über das Naturschutzgebiet Kohlplattenschlag erfahren möchten, können Sie an einer Führung der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege mit einem eigens dafür entwickelten Beobachtungsboot teilnehmen.
Weitere Informationen
- Naturschutzgebiete auf den Seiten der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg.