Besuch der Familie Münster in Graben-Neudorf
Vom 23.05. - 24.05.2019 besuchte Frau Irene Münster zusammen mit ihrem Mann Ricky und ihrem Sohn Gustavo auf Einladung von Frau Simone Schönung die Gemeinde Graben-Neudorf. Frau Münster ist die Enkelin von Robert Bär, einem angesehenen Grabener Brennerei Besitzer, der aufgrund seines jüdischen Glaubens im April 1940 zusammen mit seiner Frau Else und seiner Tochter Marianne nach Argentinien emigrieren musste.
Während ihres Aufenthaltes in Graben-Neudorf wollte Frau Münster die Gelegenheit nutzen, um mit vielen Bewohnern von Graben-Neudorf, jung und alt, ins Gespräch zu kommen. Am Donnerstag, 23.05.2019 organisierte Frau Schönung, Oberstudienrätin am Schönborn Gymnasium Bruchsal, einen Besuch am SBG. Dort trafen Frau Münster und ihr Mann sich mit Schülern aus Graben-Neudorf, Bruchsal und den umliegenden Gemeinden. Frau Münster berichtete während drei verschiedener Vorträge von der Geschichte ihrer Mutter Marianne, ihrer Kindheit in Graben, der Schulzeit in Bruchsal und Karlsruhe und ihrer Flucht nach Buenos Aires.
Ihre persönliche Darstellung berührte die anwesenden Schüler der 8., 9. und 10. Klasse sehr. Ihre Botschaft, das Leben zu lieben, alle Menschen auch als Menschen zu behandeln und ihnen nicht die Menschwürde abzusprechen und mutig für ein friedliches Zusammenleben zu kämpfen, nahmen sich die Jugendlichen zu Herzen. Dies zeigten die Gespräche, die die Schüler noch in der Schule und auch zu Hause führten. Die 10. Klässler rief Frau Münster auch auf sich an der Gemeinde- und Kommunalwahl zu beteiligen, um Lebensumstände zu bewahren und zu verändern.
Zum Abschluss wurde Herrn und Frau Münster von Herrn Dr. Schmich, ehemaliger Schulleiter des Schönborn Gymnasiums, das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt, das im Lichthof des SBG angebracht ist.
Während donnerstags die jüngere Generation im Vordergrund stand, organisierte Frau Schönung am Freitag ein Treffen mit der älteren Generation. Doch zuvor stand ein Besuch des Graben-Neudorfer Rathauses auf dem Programm. Dort wurden Frau Münster und ihre Familie vom stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Karl-Heinz Kling, begrüßt. Nach der Würdigung des Mahnmals für die jüdischen Gemeindemitglieder, stellte Herr Kling Familie Münster Graben-Neudorf vor und lud sie in den Ratssaal und zur Besichtigung der Pestalozzi Halle ein. Daraufhin besuchte Familie Münster zusammen mit Herrn Guido Herzog den jüdischen Friedhof in Obergrombach und anschließend das Heimatmuseum in Graben-Neudorf.
Danach war Familie Münster zum geselligen Beisammensein bei Familie Schönung eingeladen. Dieses Treffen stellte den Abschluss und gleichzeitig den Höhepunkt ihres Aufenthaltes dar. Neben dem Altbürgermeister Herr Juchler und seiner Gattin hatten sich über 20 BewohnerInnen Graben-Neudorfs, zwischen 13 und 98 Jahren versammelt, die Marianne Bär und ihre Familie entweder persönlich gekannt hatten oder aber als Kinder, Enkelkinder- und Urenkel von Nachbarn, Bekannten und Angestellten der Brennerei Bär einen Bezug zur Familie von Irene Münster hatten. Im gemeinsamen Gespräch konnte Frau Münster noch viele Fragen klären und alle Anwesenden genossen das harmonische und friedvolle Beisammensein.
Die Stimmung an diesem Nachmittag und Abend fasst Frau Münsters Satz: "Ich fühle mich hier zuhause, es ist, als ob ich euch schon immer kennen würde", am besten zusammen. 80 Jahre ist es her, dass Irenes Großvater sagte, dass er Graben nicht verlassen wolle, denn er gehöre doch zu Graben, 2019 können wir dankbar sagen: "Ihr gehört immer noch zu Graben und wir werden euch vermissen!"