Erich Kästner-Schule und Kindergarten St. Theresia sollen am Standort Hofstraße neu gebaut werden
In seiner Sitzung am 15. April 2024 befasste sich der Gemeinderat mit dem Standort für den Neubau der Erich Kästner-Schule (EKS) und des Kindergartens St. Theresia.
Vorausgegangen war ein mehr als ein Jahr andauernder Planungsprozess und die Erstellung einer Machbarkeitsstudie durch das Architekturbüro Werkgemeinschaft Landau. Zunächst stellte Architekt Jean-Philippe Maul die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor. Das Architekturbüro habe gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat mögliche Lösungen untersucht. Grundsätzlich sei das Gebäude der Erich Kästner-Schule stark sanierungsbedürftig, so Jean-Philippe Maul. Mangelnde Barrierefreiheit, eine in die Jahre gekommene Heizungstechnik, Wassereintritte in verschiedenen Bereichen sowie Verbesserungsbedarf bei der Entfluchtung und im Bereich des Brandschutzes seien offenkundig. Zudem muss die Gemeinde Graben-Neudorf künftig den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kinder im Grundschulalter erfüllen. Hierfür werden zusätzliche Flächen notwendig, etwa eine Mensa und Räume für gemeinsames Lernen. Die zunächst untersuchte Kernsanierung des Bestandsgebäudes scheide als unwirtschaftlichste Lösung aus, so Jean-Philippe Maul. Das Gebäude müsste bis auf das Betongerippe zurückgebaut werden. Bei der Sanierung würden zudem Risiken durch Schadstoffentsorgung und Mehrkosten von mehreren Millionen Euro für ein notwendiges provisorisches Ausweichquartier entstehen. Zudem könnten Themen wie die Barrierefreiheit auch bei der Kernsanierung nicht zufriedenstellend gelöst werden. „Unterm Strich schätzen wir die Kosten für diese Variante auf 34,46 Millionen Euro. Das ist die unwirtschaftlichste Variante“, so Jean-Philippe Maul. Als Alternative wurde eine zweite Variante untersucht, die den Neubau von Kindergarten und Schule auf dem Neudorfer Festplatz vorsieht. „Während die Architekten auf dem Festplatz ohne städtebauliche Einschränkungen planen können, müsste gleichzeitig eine für die Schule erforderliche Sporthalle errichtet werden“, erläuterte Jean-Philippe Maul. Dies verursache je nach Größe der Halle Mehrkosten von 4 bis 8 Millionen Euro. Im Gegenzug solle dann auf dem heutigen Schulgelände an der Hofstraße ein Park entstehen, auf dem auch Veranstaltungen durchgeführt werden können. Hierfür wären Investitionen von rund 1,1 Millionen Euro erforderlich. Die dritte untersuchte Variante sieht einen Neubau der Schule am bisherigen Standort vor. So würde zunächst auf der Freifläche zwischen der heutigen Erich Kästner-Schule und der Fröbelstraße der Neubau entstehen. „Nach Fertigstellung des Neubaus ziehen Kindergarten und Schule in die neuen Räume um“, so Jean-Philippe Maul. Die bereits vorhandene Erich Kästner-Halle könne auch künftig für den Schulsport genutzt werden. Mit Kosten von 26,45 Millionen Euro sei diese Variante der wirtschaftlichste Vorschlag. Während der Bauphase müsse der Schulhof provisorisch auf die Nordseite der Schule entlang der Hofstraße verlagert werden. Da die Schule in Holzmodulbauweise errichtet werden soll, sei mit einer zügigen Bauphase und einer geringeren Lärmbelastung zu rechnen. Die Holzmodulbauweise gilt als besonders nachhaltig und wirtschaftlich. Dabei werden große Bauteile des Gebäudes aus Holz bereits vorgefertigt angeliefert und auf der Baustelle zusammengefügt.
In der anschließenden Diskussion erklärte Katja Buchleither (SPD), dass sich ihre Fraktion für den Standort an der Hofstraße aussprechen werde. „Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass am Standort Hofstraße eine großartige neue Grundschule und ein schöner neuer Kindergarten entstehen können. Es ist die Entscheidung für einen Bildungscampus im Zusammenspiel mit dem Kindergarten St. Josef und der bestehenden Erich-Kästner-Halle. Davon werden künftige Generationen profitieren.“ Jörg Hartmann (CDU) erklärte, dass in der CDU-Fraktion unterschiedliche Meinung zum Standort vertreten sind: „Viele unserer Fraktionsmitglieder sehen in der Bebauung des Festplatzes eine einmalige Chance. Auf dem heutigen Schulhof könnte dann in Zukunft mit einem Bürgerpark eine vielversprechende Entwicklung eingeleitet werden. Andere Fraktionsmitglieder wollen die Ressource Festplatz erhalten und sprechen sich für den Standort Hofstraße aus“.
Armin Gabler (GRÜNE) erläuterte, dass sich seine Fraktion für den Standort Hofstraße aussprechen werde. „Unser Auftrag war und ist es, eine neue Schule und einen neuen Kindergarten zu bauen, nicht eine Schule mit zusätzlicher Sporthalle auf dem Festplatz.“ Dabei erinnerte er daran, dass das gesamte Projekt über eine Kreditaufnahme finanziert werden müsse. Der Gemeinderat müsse die Finanzen im Blick behalten. „Mein Herz schlägt für den Erhalt des Neudorfer Festplatzes“, erläuterte Peter Schäfer (CDU). Der Festplatz sei eine Ressource, die für künftige Generation erhalten werden solle. Den Mehrwert einer zusätzlichen Sporthalle und die städtebauliche Chance einer Bebauung des Festplatzes betonten Klaus Wilhelm und Bernhard Kirchgäßner (beide CDU). Wolfgang Frick (SPD) mahnte, dass der Grundstückswert des Festplatzes nicht in den Kostenberechnungen enthalten sei.
„Wir haben zwei sehr gute Standorte herausgearbeitet, die sich hinsichtlich der Kosten und der städtebaulichen Folgen unterscheiden“, fasste Bürgermeister Christian Eheim die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zusammen. Die Machbarkeitsstudie habe jedoch gezeigt, dass am Standort an der Hofstraße eine moderne Grundschule gebaut werden könne, die allen pädagogischen Anforderungen entspricht und gleichzeitig die wirtschaftlichste Variante ist. Deshalb spreche er sich für den Standort Hofstraße aus, so Bürgermeister Christian Eheim. In der Abstimmung über den Standort von Schule und Kindergarten fand die Bebauung des Neudorfer Festplatzes schließlich keine Mehrheit im Ratsgremium. In der Schlussabstimmung votierten dann 16 Mitglieder des Gemeinderates für den Standort Hofstraße, drei Mitglieder stimmten dagegen. Das deutliche Votum solle ein Signal der Geschlossenheit sein, betonte André Mayer (CDU). Bürgermeister Christian Eheim dankte den Mitgliedern des Gemeinderates für die intensive Vorarbeit in den letzten Monaten. Dass der Gemeinderat mit der Standortentscheidung den Weg zum Neubau von Schule und Kindergarten beginne, sei ein starkes Bekenntnis für die Bildung und die Kinder in Graben-Neudorf.
Nach der Entscheidung für den Standort beauftragte das Ratsgremium die Gemeindeverwaltung mit der Vorbereitung des gesetzlich notwendigen europaweiten Architektenwettbewerbs für das Projekt. Nach derzeitigem Stand kann der Gemeinderat im November 2025 über den Baubeschluss für das Projekt beraten. Ein Baubeginn wäre im Juli 2026 möglich.